Wie auch die Mitbewerber hat Audi Probleme mit den Lieferengpässen der Autoteile und konzentriert sich auf das profitablere PKW-Hochpreissegment. Aussagen des Audi-Vorstandsvorsitzenden Markus Duesmann zufolge, will der Hersteller kleinere Modelle nicht mehr anbieten.
Die VW-Tochter Audi will künftig mit Luxusautos mehr Geld verdienen und kleinere Modelle auslaufen lassen. Duesmann zum “Handelsblatt”: “Konkret haben wir entschieden, den A1 nicht mehr zu bauen, und auch vom Q2 wird es kein Nachfolgemodell mehr geben.”
VW habe die Ausrichtung der einzelnen Unternehmensmarken neu definiert. “Auch Audi als Premiummarke haben wir neu ausgerichtet. Wir werden unsere Modellpalette nach unten begrenzen und nach oben erweitern”, so Duesmann. Der kleine SUV Q2, der erst 2016 auf den Markt kam, werde gestrichen, ohne dass ein Nachfolger im Gespräch ist – er passe nicht mehr in die Planung des Portfolios und der Entwicklungskapazitäten: “Wir priorisieren andere Segmente.”
Momentan in der Entwicklung steht eine vollelektrische Luxuslimousine als Flaggschiff mit sehr geräumigem Innenraum, neuem Bordnetz und neuer Software. “Wir sind im Zeitplan und werden das Modell 2025 auf die Straße bringen”, sagte der Audi-Chef. “Danach wird es aber sicher noch weitere Modelle auf der Plattform geben, auch Varianten bei Bentley und Porsche.”
Den anhaltenden Halbleiterengpässen geschuldet werden knapp verfügbare Chips im VW-Konzern, genau wie bei anderen Automobilherstellern, möglichst in den profitableren Modellen verbaut. “Im Konzern versuchen wir, das Gesamtergebnis zu sichern. Deshalb priorisieren wir Modelle mit höherer Gewinnbeteiligung”, sagte Duesmann. Größere Modelle seien auch beliebt, viele Menschen wollten sich in der Pandemie etwas gönnen. “Hinzu kommt der Trend zu mehr Ausstattung. Deshalb steigt der Umsatz auch schneller als der Absatz.”
Auch Mercedes und BMW priorisieren die Oberklasse
Ebenso wie Audi bauen auch deren Konkurrenten Mercedes und BMW nicht nur die lieferbaren Chips vor allem in die teuren Modelle ein, sondern setzen nunmehr auch generell verstärkt auf die profitablen Oberklasse- und Luxusautos. Ziel sei es, “mehr Ergebnis pro Fahrzeug zu erwirtschaften”, so BMW-Finanzvorstand Nicolas Peter. Mercedes-Chef Ola Källenius schlägt in die gleiche Rendite- und Prestigekerbe und kündigte an: “Wir besinnen uns damit für jeden sichtbar auf den Kern unseres Unternehmens – die begehrenswertesten Automobile der Welt zu bauen.” Der Trend wird durch Halbleitermangel und die extrem steigenden Rohstoffpreise beschleunigt.
Als Beleg für die Umsetzung der Unternehmensstrategie konnte Mercedes Verkaufsrekorde bei den Luxusmodellen von Maybach, AMG und in der G-Klasse verzeichnen. Bei BMW werden mit dem elektrischen Mini und dem 2023 startenden elektrischen BMW iX1 für den im Juni 2022 auslaufenden i3 Alternativen in diesem Segment geschaffen. In diese Strategie passt auch, dass Rolls-Royce als BMW-Tochter im vergangenen Jahr den höchsten Absatz in ihrer 117-jährigen Geschichte erreicht hat. Und für 2023 ist geplant, nach dem BMW-8er-Coupé das große SUV XM auf den Markt zu bringen.
Selbst beim Sportwagenhersteller Lamborghini wird eine enorme Nachfrage nach Luxusautos verspürt: “Wir sind in der glücklichen Situation, dass wir 2022 schon fast ausverkauft sind. Wir sind bei ungefähr einem Jahr Auftragsvorlauf”, so Lamborghini-Chef Stephan Winkelmann der “Automobilwoche”.