Noch vor fünf Jahren sahen Experten den Fahrdienstleister Uber auf Augenhöhe mit Google, Facebook oder Amazon. Inzwischen berichtet das Manager Magazin jedoch, dass zunehmend die Investoren abspringen.
Das 2009 als Startup gegründete Unternehmen hatte zwischen 2014 und 2016 Umsatzzuwächse um fast 700 Prozent und erwirtschaftete vor fünf Jahren 3,9 Milliarden Dollar. Daraufhin gelang es dem damaligen Chief Business Officer Emil Michael und Uber-Gründer Travis Kalanick innerhalb von zwei Jahren insgesamt 15 Milliarden Dollar von Investoren einzuhandeln.
Inzwischen allerdings gehen Ubers Bewertungen zurück und das Unternehmen findet sich in der „zweiten Liga“ wieder. Die Marktkapitalisierung von Uber sinkt, obwohl sich der Wert des US-amerikanischen Tech-Index Nasdaq seit 2016 verdreifacht hat.
Uber-Wachstumspolitik wohl zu aggressiv
Das Unternehmen verfolgte einen „extrem wachstumsorientierten Ansatz“, so CEO Dara Khosrowshahi zum Manager Magazin. Es wird von interner Machokultur und Arroganz gegenüber Regierungen gesprochen. Das sieht man nicht gern und trotz Versuchen einer internen Veränderung der Unternehmensstruktur haben sich Investoren zunehmend zurückgezogen, da das Unternehmen zu implodieren drohte.
In Folge dessen sah sich Uber genötigt, den Verkauf von einzelnen, ursprünglich vielversprechenden Abteilungen zu beschließen, so auch die für autonomes Fahren und Flugtaxis. Nur ein Fahrdienst und ein Essenslieferant, zwei vielfach existierende Geschäftsmodelle, blieben im Portfolio und machen zudem immer noch Verluste. Zunehmend strikte Regulierungen seitens der Behörden erschweren vor allem im Taxibetrieb das Geschäft, denn Uber wollte seinen Fahrern nur noch die tatsächlichen Fahrten bezahlen und nicht auch noch die Wartezeiten bis zum nächsten Kunden. Durch gesetzliche Regelungen muss Uber nun den Mindestlohn während der gesamten Arbeitszeit zahlen, was sich negativ auf die Gewinne auswirkt.
Die Strategie, alles auf eine Karte zu setzen, hat nicht funktioniert. Statt 82 Prozent zum Jahresanfang 2017 beherrscht Uber heute nur noch 69 Prozent des US-amerikanischen Marktes. „Die Netzwerkeffekte sind schwächer als bei anderen Plattformen“, bekennt Deutschlands Uber-Manager Christoph Weigler im Manager Magazin. Zu groß ist die Konkurrenz und das Geschäftsmodell ist letztlich austauschbar.
Ein Kampf um Profitabilität
Uber macht heute über 21 Milliarden Dollar Verluste, angehäuft seit 2015. David Traier, dem Chef der Analysefirma New Constructs zufolge, ist die tatsächliche Profitabilität derzeit bei minus 29,9 Prozent, 2018 waren es minus 19 Prozent.
Die Hoffnung liegt nun bei dem Essenslieferanten Uber Eats, denn seit US-CEO Dara Khosrowshahi den Posten 2017 übernommen hat, ist die Abteilung des Lieferdienstes „regelrecht explodiert“, so Deutschlands Uber-Chef Weigler zum Manager Magazin. Als Khosrowshahi anfing, war „Uber Eats ein 2,5-Milliarden-Dollar-Geschäft, jetzt sind wir bei mehr als 50 Milliarden Dollar.“
Die Konkurrenz ist jedoch auch in diesem Segment enorm. In den USA beherrscht Uber Eats etwa 23 Prozent des Marktes, der Konkurrent Doordash liegt allerdings bei 65 Prozent. In Deutschland existiert Uber Eats erst seit Mai 2021, die Chancen, sich gegen den deutschen Marktführer Lieferando zu behaupten werden allerdings als nicht sehr hoch gesehen.
Vom einstrigen wachstumsorientierten Ansatz des Uber-Fahrgeschäfts ist kaum etwas übrig geblieben und ist nach wie vor verlustträchtig. Das Liefergeschäft für Essen wächst zwar, ist aber ebenfalls weit davon entfernt, den gewünschten Profit zu erwirtschaften, denn es braucht den Aufbau einer kosteneffizienten Unternehmensstrategie, um mit dem Fahr- und Liefergeschäft Geld zu verdienen.