Das CAR-Institut rechnet wegen hoher Strompreise und sinkenden Fördergeldern für 2023 mit verhaltener Kaufstimmung für Elektroautos.
Die Rechnung für Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern geht bislang trotz höherer Anschaffungskosten gut auf, denn laut ADAC schneiden E-Fahrzeuge bei Berücksichtigung aller Kosten wie Kaufpreis, Energie, Wartung, Versicherung sowie Wertverlust nach 5 Jahren vielfach besser ab.
So liegen zum Beispiel der ID.3 in einer Vollkostenrechnung gegenüber dem VW Golf oder aber auch der Mercedes EQA gegenüber seinem Verbrenner-Pendant GLA klar vorn. Dieses Verhältnis E-Auto/Verbrenner wird sich laut Prognose des Center Automotive Research (CAR) bald umkehren. „Ab 2023 laufen Elektroautos in deutliche Kostennachteile für die Verbraucher in Deutschland“, erörtert CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer, denn aufgrund wegfallender Fördergelder und der eklatant steigenden Stromkosten würden sich diese kaum noch rentieren. Das schmälere die Attraktivität von Elektroautos und werde eine „deutliche Kaufblockade“ nach sich ziehen, so Dudenhöffer.
Dudenhöffer vergleicht drei E-Autos in ihren Gesamtkosten abzüglich Rabatten und einer Kilometerleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr mit gleichwertigen Verbrennermodellen. Das sind der Opel Mokka-e und der Fiat 500e, die sich mit ihren kompletten monatlichen Kosten mit den jeweiligen Verbrennerpendants messen. Weiter hinzu kommt ein Vergleich des Tesla Model 3 mit dem BMW 3er.
Im Basisszenario veranschlagt das CAR-Institut für die drei elektrisch betriebenen Autos im Durchschnitt für 2022 monatliche Kosten von 596 Euro. Das beinhaltet 67 Euro für die Stromrechnung bei einem angenommenen Preis von 32 Cent pro Kilowattstunde.
Demgegenüber kommen die drei Verbrennermodelle hingegen im Durchschnitt auf 631 Euro monatliche Vollkosten, wobei 142 Euro davon auf die Kraftstoffrechnung entfallen. Hier wurde ein Spritpreis von 1,87 Euro als Referenz gewählt. Somit entsteht laut Dudenhöffer für die rein elektrischen Fabrikate aktuell ein Kostenvorteil von 36 Euro. Sogar wenn der Benzinpreis bei 1,55 Euro liegen würde, wären die Stromer attraktiver. Sein Fazit: „Bei diesen Bedingungen funktioniert Elektromobilität.“
Laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft lag der Strompreis jedoch zuletzt bereits bei mehr als 37 Cent pro Kilowattstunde für den bundesdeutschen Durchschnittshaushalt. Die kommenden Tariferhöhungen von Stadtwerken und Energieversorgern werden diese Kosten allerdings noch eklatant in die Höhe treiben, denn die Verdreifachung des Strompreises im Großhandel binnen eines Jahres ist längst noch nicht bei allen Verbrauchern angekommen.
Das CAR-Institut geht daher realistischerweise bald von einem Strompreis von gut 50 Cent pro Kilowattstunde aus. Bei diesen Konditionen wäre man mit einem neuen Benziner bereits dieses Jahr um zwei Euro pro Monat günstiger unterwegs als mit einem vollelektrischen Neuwagen, meinen die Experten.
Wenn 2023 die Absenkung der Umweltprämie allerdings von 9000 auf 6750 Euro bei Fahrzeugen unterhalb eines Listenpreises von 40.000 Euro sowie die Minderung der Förderung von 7500 auf 4500 Euro bei Fahrzeugen bis zu einem Listenpreis von 65.000 Euro in Kraft tritt, „macht dies die Kostenvorteile des Elektroautos in allen Szenarien zunichte“, so die CAR-Analyse.
Legt man einen Strompreis von 32 Cent pro Kilowattstunde zu Grunde, stehen viele vollelektrische Neuwagen in Relation zu ähnlichen Verbrennern einem monatlichen Kostennachteil von 34 Euro entgegen. Zieht der Strompreis gar auf 50 Cent an, beläuft sich der Kostennachteil bereits auf 71 Euro. Da sind jedoch die höheren Stromkosten bei Schnellladestationen noch nicht berücksichtigt. Legt man diese zugrunde, liegt der Mehrkostennachteil den Benzinern gegenüber monatlich bereits bei insgesamt 123 Euro.
„Die Aussichten für die Elektromobilität unter dem grünen Wirtschaftsminister Robert Habeck und der Ampelregierung in Berlin sind schlecht“, konstatiert Dudenhöffer. Denn gerade diejeneigen, die von Verbrenner- auf Elektroantrieb wechseln wollen, achten besonders auf die Kosten. Unter diesen Szenarien dürften sich angesichts der absehbaren Mehraufwände viele Autokäufer entweder noch ein letztes Mal für einen Benziner entscheiden oder den Kauf eines Batteriefahrzeugs verschieben.