Mercedes fährt eine neue Luxusstrategie, was Maybach, der Edelsparte des Konzerns, ihr Dasein erschweren dürfte. Ein neues Führungsteam soll die Luxusmarke mit dem doppelten M weiter nach oben positionieren.
Der neue Maybach-Chef Daniel Lescow hat keine einfache Aufgabe: Die Zahlen von Maybach sind zwar gut, jedoch liegt die Marke in Bezug auf Luxuswahrnehmung deutlich hinter der Konkurrenz von Rolls-Royce oder Bentley. Es wird diesbezüglich auch keine Hilfe sein, dass die Kernmarke Mercedes zukünftig höher positioniert werden soll. Darum geht der Blick in Richtung China, denn hier verkauft Maybach seit Jahren einen Großteil seiner Modelle.
„Wir liegen in China bei rund zwei Drittel aller Maybach-Verkäufe“, so Markenchef Daniel Lescow, „doch auch Märkte wie die USA und Korea sind für uns sehr wichtig. In Europa läuft es ebenfalls sehr gut, Deutschland ist unser viertgrößter Markt.“ Lescow Aufgabe ist es, die historisch renommierte Marke neu aufzustellen, sie begehrlicher und insbesondere interessanter für neue und wohl auch jüngere Kunden machen. „Mercedes entwickelt sich nach oben, also muss Maybach noch weiter nach oben“, sagt Lescow, „wir müssen höher springen als bisher. Dabei verlangt kein Kunde, dass wir der schnellste oder der stärkste sind, doch es gibt es unverändert eine große Nachfrage an V12-Triebwerken.“ Für die S-Klasse werden die leistungsstarken Zwölfzylinder, von den gepanzerten Modellen abgesehen, gar nicht mehr angeboten. Allerdings wird es für den V12 problematisch, da die kommende, besonders strenge Schadstoffnorm Euro 7 dem nicht mehr jungen Motor kaum eine Überlebenschance bietet.
Da der klassische Maybach-Kunde eher auf extremen Luxus und größte Exklusivität wert legt, spielen Elektroantriebe derzeit eher keine Rolle, dennoch wird es zukünftig elektrische Maybach-Varianten geben. Selbst eine Mercedes G-Klasse, die es 2017 schon mal als offene Landaulet-Version des G 650 gegeben hat, ist als Maybach geplant. „Eine Entscheidung zur Maybach G-Klasse ist noch nicht gefallen“, räumt Daniel Lescow ein, „doch wenn diese kommt, muss sie auch den Anspruch an einen Maybach wie zum Beispiel mit einer Einzelsitzanlage erfüllen.“
Karosserien, die für Kleinst- oder Sonderserien aufgelegt werden, die bei Rolls Royce, Bentley oder auch bei Ferrari angeboten werden, werden es bei Maybach nicht geben, ebenso eigene Modelle wie AMG mit dem GT oder dem SL soll es bei Maybach nicht geben. „Wir müssen uns im Innenraum differenzieren. Luxuriöser, und exklusiver als bisher werden“, so Daniel Lescow. Und: „Die Motorleistung sei immer mehr als ausreichend“, zitiert der Mercedes-Manager seinen Hauptkonkurrenten Rolls-Royce. Ein großes Diskussionsthema bei den die Verantwortlichen von Mercedes und Maybach ist hingegen, welches Zeichen Kühlergrill und Heckdeckel der Modelle zieren soll. „Aktuell ist das Maybach-Signet mit dem doppelten M allein für sich kein Thema, weil Maybach untrennbar mit Mercedes verbunden ist und ein eigenes Logo mehr Unterscheidungen bräuchte als Lack und Leder“.
Da Maybach sich ausschließlich am oberen Ende der Mercedes-Palette bewegen will, werden kleinere Modelle nicht geplant. Für Südkorea zum Beispiel „gibt es ein ganz eigenes Luxusverständnis“, erklärt Daniel Lescow, „es ist viel qualifizierter und viel markentreuer als wir es aus China kennen.“ Demzufolge sollen in Zukunft Maybach-Modelle nicht nur von Mercedes-Händlern vertrieben werden. Ähnlich wie AMG startet Maybach nunmehr mit eigenständigen und betont exklusiven Verkaufsateliers.