Brandbrief an die EU gegen E-Autos?
Wissenschaftler um Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) haben sich mit einem offenen Brief an die EU-Kommission gewandt. Es geht darum, dass die realen CO2-Emissionen von Elektroautos doppelt so hoch seien als bisher dargestellt.
Verbrennungsmotorexperte Koch argumentiert gemeinsam mit anderen Automobilexperten auf die Annahme, dass sich ein höherer CO2-Ausstoß durch die immer mehr werdenden E-Autos und deren konventionellen Stromverbrauch ergibt. In dem Brief sprechen sie sich für mehr Technologieoffenheit wie Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe sowie für Hybrid-Fahrzeuge aus.
„Lobbyistenschreiben“ an EU
Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Als „hochgradig peinlich“ und „Lobbyistenschreiben“ bezeichnet der Leiter des Instituts für Energiesysteme, Energieeffizienz und Energiewirtschaft an der TU Dortmund, Christian Rehtanz, den Brief. Damit werde krampfhaft versucht, „die Kolbenmaschinen zu retten“. Alerdings monierte er auch, dass wenn der Ausbau der Erneuerbaren Energien nicht Schritt halte mit dem schnellen Hochlauf der Elektromobilität, bringe das künftig deutlich weniger CO2-Minderungen. Ebenso kritisiert er auch die derzeitige Wasserstoff-Politik.
Der Strom aus Erneuerbaren Energien würde damit mit großen Verlusten zu Wasserstoff umgewandelt, wobei dieser grüne Strom dann aber woanders fehle, so der Energieexperte. Bei den synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) sei dies dasselbe, denn im Vergleich zu Batteriefahrzeugen braucht diese Form der Kraftstofferzeugung acht Mal mehr Strom.
Flexibleres Lademanagement bei E-Autos notwendig
Laut Rehtanz benötige man eine Energiesystem-Planung, die den grünen Strom optimal nutzt, was unter anderem ein flexibleres Lademanagement bei E-Autos beinhalte, denn zu 95 Prozent der Zeit stehen die Fahrzeuge. Durch eine Steuerung der Ladung könnte der Verbrauch von konventionellem Strom weiter reduziert werden.
„Dies sei alles keineswegs neu, sondern wohlbekannt“, so Martin Wietschel vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe kritisisch, denn wissenschaftlicher Standard in der Ökobilanzierung sei die Verwendung von Durchschnittsemissionen, also der Strommix. Noch stärker betroffen sind sogenannte E-Fuels. Synthetische Kraftstoffe auf Strombasis erzeugen pro gefahrenen Pkw-Kilometer einen fünffach höheren Stromverbrauch, deutlich schlechter sogar im Vergleich zu konventionellen Kraftstoffen und auch weit schlechter als Elektro-Pkw, die mit einem Mix aus konventionellem und grünem Strom geladen werden. „Mit dem derzeitigen Strommix verbraucht ein E-Auto heutzutage schon weniger als ein sparsamer Diesel“, meint Hinrich Helms vom Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) in Heidelberg.
Dudenhöffer: Festhalten an der Vergangenheit
Und auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Duisburg ist der Ansicht, seine Kollegen hielten an der Vergangenheit fest. Wenn er schon das Wort „Technologieoffenheit“ höre, dann mutmaße er, dass man noch länger dem Verbrennungsmotor die Stange halten wolle.
Der Verband der deutschen Automobilindustrie, VDA, sei „ähnlich unterweg