Bosch-Aufsichtsratschef kritisiert Elektroauto-Politik
Deutliche Worte von Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach zu den politischen Initiativen in Richtung Elektromobilität finden sich in den Stuttgarter Nachrichten. Es werde „zuungunsten des Verbrennungsmotors mit zweierlei Maß gemessen – und zwar zum Nachteil des Klimas“, ist er der Ansicht. Zitat Fehrenbach: „Dagegen müsste die deutsche Industrie eigentlich geschlossen auf die Barrikaden gehen.“ Jeder wisse, dass auch Elektroautos im deutschen und europäischen Strommix – anders als vielfach behauptet – nicht klimaneutral unterwegs seien. Die Fahrzeuge würden als Null-CO2-Fahrzeuge behandelt, weil die Erzeugung des Ladestroms ausgeblendet werde. Dazu verbrauche die Herstellung der Batterien sehr viel Strom. Der werde im asiatischen Raum noch zu einem sehr hohen Anteil mit Kohlekraftwerken erzeugt. Fehrenbach findet, diese Emissionen fehlen bei den Angaben zum Co2-Verbrauch. Dazu kommt, dass die Marktreife bei E-Fahrzeugen „einfach noch nicht gegeben“ sei. „Das fängt schon bei der Infrastruktur an“, so Fehrenbach, der den Konzern neun Jahre lang führte.
Um bis 2030 auf eine Million Ladepunkte zu kommen, müsse man laut VDA jede Woche 2.000 davon neu installieren. In Deutschland sind es aber bisher 200. Fehrenbach moniert, dass speziell auf EU-Ebene die Politik den Abgesang auf den Verbrennungsmotor anstimme, „obwohl er ebenso klimaneutral betrieben werden kann.“ Laut Fehrenbach ist die Lösung in einem groß angelegten Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft zu finden. Sie ermögliche es, erneuerbare Energien in hohem Maß zu speichern und für energieintensive Branchen, für Brennstofffahrzeuge und die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen zu nutzen. Mit diesen Kraftstoffen könnte man Autos mit Verbrennungsmotor klimaneutral betreiben.
Bosch ließ Anfang 2020 verkünden, eine dominierende Rolle im Bereich Elektromobilität einzunehmen. Bosch-Chef Volkmar Denner sieht Wachstumsfelder speziell bei 48-Volt-Batterien von Mildhybriden, Elektromaschinen und Leistungselektronik. Von der Entwicklung und Fertigung von Batteriezellen verabschiedete sich der Konzern bereits 2018.