Dudenhöffer-Studie zeigt: Vier von zehn deutschen Autos werden in China verkauft
Eine neue Studie des Center Automotive Research von Professor Ferdinand Dudenhöffer besagt, dass das China-Geschäft der deutschen Autohersteller nie zuvor wichtiger war als im Jahr 2020, denn fast vier von zehn Autos deutscher Autobauer werden demnach heute in China verkauft. Dudenhöffer fordert angesichts dieser Bedeutung China gegenüber eine stabile und neutrale Handelspolitik anstatt einer einseitigen Zuwendung zu den USA. „Der Erfolg und das Wachstum der deutschen Autoindustrie wird ebenso wie das Wirtschaftswachstum in Deutschland von China mit geprägt“, schreibt er. Auch für die nächsten Jahre werde Chinas Wirtschaftswachstum dem Rest der Welt davon eilen.
2020 haben die deutschen Autobauer Daimler, VW sowie die BMW-Gruppe weltweit 14,16 Millionen Fahrzeuge verkauft, heißt es in der Studie. „Davon fanden 5,4 Millionen Fahrzeuge oder 38,2 Prozent der Neuwagen in China ihren Besitzer.“ „So hoch war der China-Anteil der deutschen Autobauer noch nie – und er wird weiter steigen“, sagt Dudenhöffer. In der Studie heißt es, dass die China-Anteile deutscher Autohersteller zulegten, obwohl aufgrund des leichten Rückgangs des chinesischen Marktes 250.000 Neuwagen von den Deutschen in 2020 in China weniger verkauft wurde. Der VW-Konzern musste eine Einbuße von 383.600 Verkäufen hinnehmen, wo hingegen Mercedes und BMW dort ihre Verkäufe steigern konnten.
Chinas Absatzmarkt könnte zukünftig noch an Bedeutung gewinnen, denn selbst wenn der Marktanteil deutscher Autobauer in dem Land konstant bliebe, könnten die Verkäufe der deutschen Hersteller dort bis 2030 um 3,27 Millionen Fahrzeuge auf 8,68 Millionen pro Jahr ansteigen – „das entspricht etwa der Größe des deutschen Automarkts“, heißt es in der Studie. „Unterstellt man einen steigenden Marktanteil – etwa 30 Prozent zum Jahre 2030 – werden die deutschen Autobauer in China zehn Millionen Fahrzeuge verkaufen. Das sind in etwa die Weltmarktverkäufe des VW-Konzerns in diesem Jahr“, schreibt Dudenhöffer. „Eine Abkopplung Chinas – ein Decoupling – von Europa oder Deutschland bedeutet, dass sich Deutschland auch vom China getriebenen Wachstum abkoppelt“, warnt Dudenhöffer. VW und Audi seien ohne das China-Geschäft aber nicht mehr vorstellbar, für BMW steige es an Bedeutung. „Man muss nicht alles gut finden, was in China passiert, aber in der Handelspolitik ist eine rationale, neutrale Haltung nötig, wie sie die Schweiz vormacht“, so Dudenhöffer. Er warnt vor den Vorteilen, welche das neue asiatische Freihandelsabkommen RCEP den koreanischen und japanischen Herstellern verschaffe. Für die europäischen Autobauer könnte sich das schnell nachteilig entwickeln. Nissan, Honda und Toyota hätten im Jahr 2020 in China bereits „bedeutende Verkaufszuwächse“ erzielen können. „Gleichzeitig trat vor kurzem das RCEP-Abkommen zwischen China, Japan, Süd-Korea und anderen asiatischen Ländern in Kraft.
Damit haben sowohl die Japaner als auch die Koreaner gegenüber den deutschen Autobauern einen deutlich politischen und ökonomischen Vorteil erzielt.“ Dudenhöffer weiter: „Mit den Beziehungen zu China steht viel auf dem Spiel“. Durch eine Entkopplung von China „werden mögliche Menschenrechtsverletzungen nicht besser“, sagt er. „Durch ökonomische Zusammenarbeit werden sie nicht schlechter. Pragmatismus scheint daher sinnvoller als Idealismus.“